Crafting the space to govern: Non-state practices of legitimation in Africa
Leitung Prof. Dr. Jana Hönke, Universität Bayreuth, und Dr. Kathy Dodworth, University of Edinburgh.
Zusammenfassung:
Afrikanische Staaten haben nach zwei Jahrzehnten der Marktliberalisierung ein Wiedererstarken nichtstaatlicher Interventionen erlebt. Nichtstaatliche Akteure (NSA), die in der Regel aus dem Ausland finanziert werden, übernehmen zunehmend Dienstleistungen und/oder öffentliche Aufgaben, die traditionell dem Staat oblagen. Solche nichtstaatlichen Akteure (NSA), seien es Unternehmen oder Nichtregierungsorganisationen (NRO), müssen private Formen der Autorität im Namen der Öffentlichkeit legitimieren und so den politischen Raum schaffen, in dem sie ihre eigenen Formen der Governance ausüben können. Legitimation ist somit ein Kernproblem des zeitgenössischen soziopolitischen Lebens. Dies spiegelt sich bis zu einem gewissen Grad in der Politikwissenschaft wider, bleibt aber im Allgemeinen aufgrund der Konzentration auf die Handlungen staatlicher Eliten und Institutionen nur teilweise vertreten. Nichtstaatliche Akteure bewegen sich in einem unklaren Spannungsfeld zwischen global und lokal, national/international, öffentlich/privat und staatlich/nichtstaatlich. In diesem Projekt soll untersucht werden, wie nichtstaatliche Akteure dies tun und wie sie ihre Handlungsbefugnis innerhalb der zeitgenössischen Regierungsführung gestalten.
Insbesondere untersuchen wir die Legitimation nichtstaatlicher Akteure durch die Praktiken von Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen - typischerweise durch Bemühungen im Bereich der sozialen Verantwortung von Unternehmen (CSR). Wir befassen uns mit neuen oder sich verändernden Rhetoriken zur afrikanischen "Entwicklung" innerhalb bestimmter "Kontaktzonen" (Pratt 1991), die durch das Wiederaufleben nicht-westlicher Akteure, insbesondere chinesischer Akteure, deutlich werden. Die Hauptaussage unserer Arbeit ist, dass solche Praktiken nicht einseitig oder instrumentell von externen Akteuren ausgeübt werden, sondern dass die Legitimation "von unten nach oben" ausgehandelt und angefochten wird. Indem wir die "Legitimation als politische Praxis" (Dodworth 2022) konzeptionell in den Mittelpunkt stellen, sind wir innovativ, indem wir mit staatsbasierten Rationalitäten brechen und die Trennungen zwischen nominell staatlich und nichtstaatlich, öffentlich und privat, national und international umgehen (siehe auch Hönke 2013). Empirisch gesehen ist das Projekt insofern innovativ, als es die vielfältigen Dynamiken der Legitimationspraxis berücksichtigt, die in lokalen Kontexten und nicht in internationalen Vorstandsetagen historisch und empirisch verankert sind. Methodisch verfolgen wir einen Bottom-up-Ansatz und bringen "ethnografische Sensibilität" ein, um die situierte, iterative Natur der zeitgenössischen Legitimation zu erklären.
Literatur:
Dodworth K. (2022): Legitimation as Political Practice: Crafting Everyday Authority in Tanzania. Cambridge University Press
Hönke, J. (2013): Transnational companies and security governance: hybrid practices in a postcolonial world. London: Routledge
Hönke, J., Cezne, E., Yang, Y. (forthcoming): Africa's Global Infrastructures. South-South Transformations in Practice. London: Hurst Publishers
Prof. Dr. Jana Hönke
Lehrstuhlinhaberin
Dr. Kathy Dodworth
Mercator Fellow im DFG project
Research Fellow an der Universität Edinburgh
Research associate an der Universität Nairobi
https://www.kathydodworth.com/
Kathy Dodworth at University of Edinburgh